INTERVIEW

MIT EINER EHEMALIGEN FACHSCHULLEHRERIN AUS RHEINLAND-PFALZ

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MIT EINER EHEMALIGEN FACHSCHULLEHRERIN AUS RHEINLAND-PFALZ


INTERVIEW

MIT EINER EHEMALIGEN FACHSCHULLEHRERIN AUS RHEINLAND-PFALZ

AUS DER REIHE INTERVIEWS

1.   Du warst viele Jahre Lehrerin an einer Berufsbildenden Schule in RLP. Was hat Dir an Deiner Tätigkeit besonders gefallen? 

Die Arbeit an einer BBS ist vielfältig und herausfordernd. Die Vielzahl an Bildungsgängen erfordert es, sich immer wieder auf eine andere Klientel einzustellen. Von der Berufsreife bis zum Abitur kann man hier junge Menschen unterrichten – Flexibilität, Methodenvielfalt, Kommunikation … sind gefragt!


Aber gerade diese Abwechslung macht die Arbeit hier so interessant. Und natürlich die Nähe zum jeweiligen Beruf: hier ist eine enge Verzahnung von Theorie und Praxis möglich, was an allgemeinbildende Schule nicht in dieser Tragweite zum Konzept gehört. Diese Vielfalt macht sich auch im Kollegium breit – und das ist unglaublich schön!


Man bereitet junge Menschen auf das Berufsleben vor – und das in vielen unterschiedlichen Bereichen. Dazu gehört dann auch die Persönlichkeitsbildung.

An der BBS habe ich nicht immer nur in der Fachschule gearbeitet, sondern auch in Klassen mit SchülerInnen, die im Lernen eingeschränkt waren. Das hilft, sich Situationen von EINZELNEN klarzumachen und sich darauf einzustellen. Und es hilft dankbar zu sein für das, was man kann und erreicht hat.


2.   In jedem Beruf gibt es auch Hindernisse oder Stolpersteine. Mit welchen hattest Du zu tun? 

Stolpersteine sind oft die äußeren Bedingungen gewesen: Vorgaben aus dem Lehrplan, Stundenkürzungen aufgrund von z.B. Lehrermangel, Notengebung oder auch die Umsetzung neuer Konzepte der Erzieherausbildung.


Auch sind/waren die Erzieherklassen oft sehr groß, so dass manchmal Einzelne auf der Strecke bleiben, die vielleicht eine besondere Problematik haben. Und manchmal war es auch notwendig, SchülerInnen zu beraten, die Ausbildung aufzugeben.


3.   Hat sich aus Deiner Sicht die pädagogische Landschaft in den letzten Jahren verändert? Bitte begründe Deine Meinung.

Den Begriff „pädagogische Landschaft“ kann man sehr unterschiedlich sehen – ich gehe jetzt mal von Schule und Einrichtungen aus:

Hier gibt es nun die Frühpädagogik, die Ganztagseinrichtungen, Kitas werden als Orte der Erziehung und Bildung angesehen. Es herrscht eine große Vielfalt an unterschiedlichen Konzepten.


Die Eltern werden als Erziehungspartner gesehen, d.h. hier soll eine enge Zusammenarbeit stattfinden, die sich manchmal als schwierig erweist. Die Teams werden immer größer – es müssen hier Strukturen und Zeiten für die Zusammenarbeit und die Kommunikation gefunden werden. Dann nehmen Fortbildungen einen immer größeren Raum ein – eine Kita zu leiten ist heute wie ein kleines Unternehmen zu leiten.


Und da werden von den Leitungen Kompetenzen erwartet, die sie in der Schule allein nicht mitbekommen haben und auch nicht einüben konnten.


4.   Was wünschst Du Dir für die Zukunft der Kinder? 

Vorwort zu dieser Frage:

Für die Kinder ist der Übergang in die Kita ein sehr schwerer Schritt, bei dem sie von so vielen Personen und deren Erfahrungen und Feinfühligkeit abhängig sind! So sehr ich die Kita als wichtigen Ort im Leben – auch eines jungen Kindes – sehe, so sehr graust es mich manchmal bei der Eingewöhnung.

Eltern und Erzieher müssen „liebevoll“ an diese Situation herangehen: Das bedeutet für mich mit ZEIT, GEDULD, RÜCKSICHT, VERSTÄNDNIS – und immer wieder Zeit, Geduld, Rücksicht und Verständnis….


Ich fürchte eine gewisse Abgestumpftheit gegenüber weinenden Kindern – und doch ist das Herzeleid eines weinenden Kindes so groß! Diese Hilflosigkeit eines Kindes macht mir zu schaffen – ich selbst wäre damit überfordert!


Deshalb wünsche ich mir:

  • liebevolle und gut ausgebildete Bezugspersonen (die auch selbst nicht unter Zeit- und Erfolgsdruck stehen)
  • geeignete ggf. auch individuelle Eingewöhnungskonzepte, die mit den Eltern gut kommuniziert werden und die auch den Eltern klar machen, dass diese verlässlich mitarbeiten müssen (und wenn das nicht funktioniert, das Kind nicht aufgenommen werden kann)
  • liebevolle Eltern, die diesen schwierigen Schritt gut begleiten können (Eltern müssen also von kompetenten ErzieherInnen auf deren Mithilfe und Verlässlichkeit immer wieder hingewiesen werden!),
  • genug Platz zum Spielen, Toben und Ausruhen; Spielmöglichkeiten drinnen und draußen; dass ihnen Eigenständigkeit zugetraut wird,
  • kleine gemütliche Gruppenräume zum Wohlfühlen
  • Außenbereiche und einen Zugang zur Natur; und ErzieherInnen, die das mittragen und mitmachen! Dabei macht mir die Zunahme an „Waldkitas“ Mut!



5.   Meine Lieblingsfrage: Was möchtest Du noch loswerden?

Ich möchte noch loswerden, dass ich den Erzieherberuf als einen der wichtigsten Berufe überhaupt erlebe. Und nach vielen Jahren des Kämpfens wird dieser in unserer Gesellschaft nun doch mehr wertgeschätzt! Das sehen wir z.B. an den Gehältern.


Aber Geld allein macht nicht glücklich –das gilt auch hier. Vor Ort sind die Bedingungen nicht rosig: es gibt hohe Krankenstände, herausfordernde Kinder und vor allem auch Eltern, es werden Konzeptionen, Fortbildungen etc. von den ErzieherInnen verlangt, was bedeutet, dass das Team nie vollständig ist und eigentlich jeden Tag improvisiert werden muss.


Hier muss angesetzt werden – und dazu gibt es auch Ideen!


Über die Autorin

Bettina Beyer ist Diplom-Sozialpädagogin mit über 25 Jahren Praxiserfahrung in Kitas.

Mit KiTalent begleitet sie seit 2015 pädagogische Fachkräfte, Teams und Träger mit Online-Weiterbildungen, Coachings und praxisnahen Impulsen.


Als zertifizierter Personal- und Businesscoach sowie Mentaltrainerin unterstützt sie Teams dabei, den Kita-Alltag mit Freude und Professionalität zu gestalten.

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KiTalent

Dipl. Sozialpädagogin

Bettina Beyer

Bodenbergstraße 15

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